Teesalon-Journal
Geschichte des Schwarztees
Black Power

Wie alle anderen Erfindungen und Neuerungen in Sachen Tee nahm auch der Schwarztee seinen Anfang in China. Die "Entdeckung" des Verfahrens hängt eng mit einer oft verschmähten Untergattung des Schwarztees zusammen: dem Rauchtee. Tatsächlich gilt der Rauchtee als erster Schwarztee überhaupt. Doch wie war es zu dieser Entdeckung gekommen, da die Chinesen doch ihren Grüntee über alles liebten und immer noch lieben?

Von

29. Nov. 2007


0 Kommentare

Not macht erfinderisch

Allgemein wird die erstmalige Herstellung des Rauchtees einem kleinen Dorf namens Tongmu im nördlichen Teil der Provinz Fujian attestiert. Das Dorf liegt an einem strategischen Ort in den Wuyi-Bergen, welche die Grenze zur Nachbarprovinz Jiangxi bilden. Die Legende schreibt das 17. Jh., und die Teebauern des Dorfes waren gerade bei der Herstellung von Grüntee, als durchziehende Soldaten eine Tea Factory (siehe Bild) in Beschlag nahmen. Es blieb ihnen nichts anderes übrig, als in die umliegenden Berge und Wälder zu flüchten. Als sie wieder zurückkehrten, hatte sich das Blattgut rot-bräunlich verfärbt.

Um die Ernte noch zu retten, baute man einen einfachen Ofen, der  mit Fichtenholz beheizt wurde. Ziel war es, das Blatt noch ganz zu trocknen, und den faul-modernden Geschmack zu vertreiben. Doch nach Abschluss der Prozedur hatte sich das Blatt noch dunkler verfärbt, und ein süßlich-rauchiger Geschmack hatte sich entwickelt. Der Schwarztee war erfunden.

Schwarzteebäume

Das neue Produkt wurde in der Hafenstadt der Provinz, Fuzhou, begeistert aufgenommen. Insbesondere traf dies für die dortigen Europäer zu, denn auch zuhause sollte sich das Produkt gut verkaufen. Die Gründe dafür waren zunächst einfacher logistischer Art: Grüntee ist sehr empfindlich auf Fremdgerüche. So kam er oft "versalzen" im Westen an, monatelange Transporte auf den Weltmeeren in salziger Luft hinterließen ihre Spuren. Schwarztee dagegen zeigte sich viel resistenter.

Natürlich hatten die Händler keine Ahnung über die Herkunft des Tees. Man ging davon aus, dass es irgendwo im Hinterland Grün- und Schwarzteebäume gab... Dies änderte sich erst, als sich ein gewisser Robert Fortune, Engländer und Botaniker, als Mandarin verkleidet auf Erkundungsreise ging. Man könnte dies heute auch einen qualifizierten Fall von Industriespionage nennen. Auf seiner zweiten Reise entkam er mit Teesamen, 12'000 Teepflanzen, qualifizierten Arbeitern und natürlich auch mit der Erkenntnis, das es nur grüne Teebäume gab. Und da das Ganze im Namen der "Company", der englischen Ost-Indischen Kompagnie stattfand, ist es leicht zu erraten, wo das Saatgut landete.

Indien

Fortune war 1843 unterwegs, also nur ein Jahr nach Beendigung des Opiumkrieges. China blieb ein schwieriger Partner. Und umgekehrt hatte man auch in Indien eine native Teepflanze gefunden. Diese beiden Faktoren ließen die Teeproduktion in Indien unter der Ägide der Ostindischen Kompagnie geradezu explodieren. In diese Zeit fällt die Erschließung von Assam und Darjeeling für den Teeanbau. Und da der Heimmarkt Schwarztee wollte, produzierte man diesen auch - bis heute.

Warum Schwarztee?

Die Frage bleibt natürlich, weshalb der Schwarztee so ein Erfolgsmodell wurde. Ein Grund mag ausgerechnet die Traditionelle Chinesische Medizin zu erklären: Schwarztee gilt dort als wärmend. Unabhängig davon berichtet auch die europäische Literatur, dass Schwarztee etwas "Wärmendes, Behagliches"  habe, einer Eigenschaft, die Grüntee irgendwie abgeht. Auf der Landkarte erkennen wir auch, dass sich in Gegenden, in denen gerne eine steife Brise weht, eine echte Schwarztee-Kultur entwickelt hat: Grossbritannien, Irland, Holland, Ostfriesland, Russland.

Ein weiterere Grund mag darin liegen, dass Schwarztee wesentlich  mehr unterschiedliche, sensorisch relevante Geschmacksstoffe enthält als Grüntee. Dies ist bedingt durch den Vorgang der Fermentierung. Dieser Umstand scheint unserem westlichen Gaumen stark entgegen zu kommen.

Und wieso mögen ihn die Chinesen weniger? Es mag eine Form von Snobismus sein, aber er gilt dort als minderwertig. Für (guten) Grüntee werden oft die Spitzen und die obersten, feinsten Blätter verwendet, für Schwarztee hingegen die tiefergelegenen, gröberen. Schwarztee gilt deshalb als qualitativ nicht so hochstehend und ist damit mit weniger Status verbunden.

Welche Schwarztees?

Natürlich ein riesiges Thema, dem wir noch manchen Beitrag widmen werden. Aber wer zuhause gut sortiert sein will, sollte mindestens einen Darjeeling 1st und 2nd Flush, einen typischen Assam, Ceylon High- und Low-Grown, sowie einen chinesischen Keemun und - last but not least - einen Bohea oder Lapsang Souchong bei sich vorrätig haben.


Kommentare:

Tee Lexikon
(beta)
Suchbegriff eingeben: