Teesalon-Journal
Tee-Utensilien(2)
Der Teebeutel

Auch teesalon.com kann sich dem 100-jährigen Jubiläum nicht entziehen, und bringt hier gerne eine kurze Bewertung dieses "Tee-Utensils", das beim Publikum sehr beliebt ist, aber unter Teefreunden umgemein kontrovers behandelt wird. Und Achtung: es gibt riesige Qualitätsunterschiede.

Von

01. Nov. 2008


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Erscheinung:

Allen Modellen ist gemeinsam: ein Beutel, ein Faden und eine Etikette dran. Diese Etikette dient nicht primär der Produktwerbung (da man sonst ja oft nicht wüsste, was man trinkt), sondern hat einen praktischen Nutzen indem sie verhindert, dass der Faden ins Wasser rutscht. Das wär's aber auch schon mit den Gemeinsamkeiten.

Denn inzwischen gibt es massive Unterschiede was die Hülle des Beutels und den Inhalt betrifft. Der "gemeine" Teebeutel ist aus Papier, beinhaltet nur die beiden feinkörnigsten Teegradierungen (genannt Dust und Fannings), und werden millionenfach hergestellt. Wesentlich besser sind Teebeutel aus Kunstseide oder - wie das 100-jährige Original - aus Baumwollgewebe (Musselin). Diese beiden Materialien sind auch geschmacksneutraler als Papier. Die Beutel enthalten in der Regel auch die besseren Teequalitäten. Zudem sind hier beim "Originalbeutel" die Designer kreativer und bieten auch lustige Dinge wie Pyramiden und Kubusse an.

Noten:
Gemeiner Beutel: knapp genügend
Originalbeutel: genügend


Dem Original-Teebeutel ähnlich:
Produkt aus Musselin

Gemeiner Beutel

Tee einfüllen:

Der grosse Vorteil des Teebeutels! Die Industrie hat uns diese Arbeit abgenommen, und wir müssen nicht noch selber (so mühsam) mit offenem Tee hantieren! Stattdessen muss bei einigen Modellen zuerst mit aller Kraft die den Beutel umschließende Vakuumverpackung geöffnet werden. Hat man das geschafft, gibt es im Wesentlichen zwei Techiken, den Beutel in die Tasse zu bringen: die Hievtechnik, wo wie ein Kran der Beutel in die Tasse oder das Glas gebracht wird, oder die bedeutend elegantere Schwungtechnik, wo der Beutel via Fliehkraft mittels Etikette und Faden in das Wassergefäß gebracht wird.

Noten:
für Faulenzer: hervorragend
für alle anderen: schade eigentlich

Ziehphase

Diese ist beim gemeinen Beutel, wegen der Verwendung der kleinsten Teegrade, relativ kurz, d.h. 1 Minute reicht aus. Und deshalb spielt es auch keine grosse Rolle, dass der gemeine Teebeutel dem Tee sehr wenig Raum zur Expansion lässt. Qualität ist sowieso Nebensache, und da das Papier nicht transparent ist, wird der Trinker völlig im Unklaren gelassen wird, was er eigentlich trinkt. Zu gut Deutsch: im Teebeutel kann man fast jedes Kraut verstecken. So wurden bei Proben auch schon Grasreste gefunden... Wesentlich besser sind da die "Originalbeutel" mit ihren Seide oder Gazengeweben. Man sieht einigermaßen, was drin steckt, und oft sind es wesentlich bessere Teequalitäten, vor allem auch gröbere Grade (Broken oder sogar Ganzblättrige). Die Ziehzeiten bewegen sich hier eher zwischen 2 - 3 Minuten. Die Originalbeutel bieten dem Tee oft auch mehr Raum zur Expansion aus, was sich nochmals positiv auf die Qualität des Endprodukts auswirkt.

Noten:
Gemeiner Beutel: ungenügend
Originalbeutel: genügend

Abschluß der Ziehphase

Der Beutel kann nun einfach ein seiner Etikette gefasst und aus der Tasse gezogen werden. Super einfach. Aber nun wohin damit? Schock. Selbst gute Cafes vergessen einfach, ein Geschirr für den nassen Beutel mitzugeben. Früher konnte man sich noch mit dem Aschenbecher aushelfen, aber die Zeiten sind auch vorbei. In die Untertasse? Dann hat man das Problem, dass die Tasse aber bei jedem Trinken tropft. Arme weisse Hose... Schwarzteeflecken lieben sie einfach, und gehen nicht mehr raus. Oder sich zum nächsten Abfallkorb retten? OK, Hand drunter, und 5 Meter rennen. Autsch, der Tee tropft aber richtig heiss auf meine Hand!

Note: genügend

Reinigung/Lagerung

Nicht nötig! Deshalb lieben wir die Dinger doch so. Weg ist weg!

Note:
aus Bequemlichkeitssicht: hervorragend
aus ökologischer Sicht: ungenügend (nicht alle Teile des Beutels sind kompostierbar (z.B. Metallklammer oder Kunstseide)), deswegen landet der Beutel im Normalabfall

Fazit

Der Teebeutel ist also keineswegs nur praktisch. Er kann aber durchaus für unterwegs empfohlen werden, gerade wegen seines Einweggebrauchs und dem geringen Gewicht. Verglichen mit Wein entspricht der Tee, den der gemeine Teebeutel schlussendlich produziert, dem schlichten Tischwein für ein paar Euro, ihm fehlt das Bouquet, der Körper und vor allem die Vielfalt der Düfte. Wenn man nicht um den Gebrauch von Beutel herumkommt, sollte man unbedingt Beutel in Original-Qualität verwenden. Diese kommen immerhin an die Qualität offener Tees und besserer Zubereitungsarten zumindest heran. In besseren Cafes und Hotels sollten wir als Teetrinker unbedingt reklamieren, wenn dort nur der gemeine Beutel serviert wird. Es sind heute gute Alternativen aus dem Bereich der Originalbeutel oder, natürlich am Besten, offener Tees auf dem Markt.

Gesamtnoten:
Gemeiner Beutel: ungenügend
Originalbeutel: genügend


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